Zuerst möchten wir uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie einem unserer Schützlinge ein neues Zuhause bieten
Damit Ihr gemeinsamer Weg harmonisch verläuft, möchten wir Ihnen einige Informationen und Tipps an die Hand geben.
Als neue Hundehalter erlangen Sie natürlich alle Informationen über das Tier, die auch dem Verein bekannt sind. Oft wissen aber auch wir nicht viel über das bisherige Leben des Schützlings. Jeder der ViN-Hunde hat seine individuelle (Leidens-)Geschichte hinter sich. Dies kann sich auf vielfältige Art und Weise auswirken. Es ist davon auszugehen, dass ihr Hund anfänglich psychisch und physisch angeschlagen sein kann und er dementsprechend fachkundig betreut oder behandelt werden muss.
Der Einzug ins neue Zuhause…
…ist für den Hund, aber auch für Sie aufregend. Der Vierbeiner braucht Ruhe, Geduld, Zuwendung und Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Lassen Sie ihn ausgiebig sein neues Heim inspizieren und bieten Sie ihm genügend Rückzugsmöglichkeiten. Gönnen Sie sich und Ihrem Familienmitglied eine ruhige Eingewöhnungsphase.
Wenn ihr Hund vorher in einer deutschen Pflegestelle war…
…kennt er mittlerweile das Leben im Haus, hat den ersten Tierarzt-Check hinter sich, beherrscht die ersten Kommandos und ist vermutlich auch schon stubenrein.
Die Pflegestelle wird Sie über alle Informationen und Erfahrungen mit dem Schützling unterrichtet haben. Trotzdem sollten Sie im Umgang mit ihm immer seine Vorgeschichte im Kopf behalten und ihn nicht überfordern. Vieles ist immer noch neu für ihn und auch die Erziehung braucht seine Zeit. Hier ist viel Arbeit und Geduld angesagt. Über positive Bestärkung klappt es sicherlich am schnellsten. Ein Hund kann immer nur so gut sein wie der Mensch ihm Anleitung dazu gibt. Unsere Pflegestellen, als auch die Ansprechpartner stehen Ihnen gerne unterstützend zur Seite.
Haben Sie schon Hunde, gehen Sie erst mal alle gemeinsam eine kleine Kennenlernrunde auf neutralem Boden, bevor es dann in die Wohnung geht.
Übernehmen Sie ihren Hund direkt nach Ankunft aus dem Ausland, dann sollten sie folgende Dinge beachten…
Lassen Sie den Hund erst einmal in Ruhe an sich schnuppern und bedrängen Sie ihn nicht. Er hat jetzt viel hinter sich, alles ist aufregend, neu und anstrengend. Bedenken Sie auch, dass die Sprache für ihn vollkommen fremd ist. Achten Sie darauf, dass Sie den Hund eim Autofahren genügend absichern, damit er Ihnen beim Öffnen des Fahrzeugs (oder Verstauen von Unterlagen) nicht entschwindet.
Die wenigsten Hunde haben in ihrem bisherigen Leben eine gute Erziehung genossen oder kennen das Leben im Haus. Markieren, nicht stubenrein sein, das Klauen von Essen usw. sind daher oft selbstverständlich für sie. Der Hund weiß nicht, dass ein anderes Verhalten von ihm erwartet wird und muss dies erst noch lernen. Helfen Sie ihm, indem Sie ihn gut beobachten, um so rechtzeitig zu merken wann er z.B. sein Geschäft erledigen will. Auch das Alleinsein muss er vermutlich noch lernen.
In den Gehegen von Tierheim und Tötungsstation sind die Hunde gezwungen, ihr Zuhause zu beschmutzen, da niemand mit ihnen spazieren geht. Geben Sie dem Neuankömmling anfänglich oft die Möglichkeit, sich draußen zu lösen und loben sie ihn jedes Mal, wenn es klappt. So wird er schnell stubenrein und kann sich dann an feste Zeiten gewöhnen.
Bei Rüden kommt es häufig vor, dass sie anfänglich in der Wohnung markieren oder sie vor lauter Stress aufreiten. Das Markieren ist bei konsequenter Beobachtung und Handlung nach einigen Tagen vorbei (macht er den Anschein zu markieren ihn mündlich ermahnen und an die Stelle bringen wo er es darf). Das Aufreiten hat bei den Pflegehunden nichts mit Dominanz zu tun. Für Rüden ist das Aufreiten im Zwinger oft die einzige Möglichkeit Stress abzubauen und da viele in den ersten Tagen in ihrem neuen Zuhause auch sehr gestresst und unsicher sind, nutzen sie diese Geste um sich Linderung zu verschaffen. Sagen Sie ihm „Nein“, lösen ihn von sich und bieten ihm eine Ersatzhandlung an (z.B. sich hinzulegen). Werden Sie selbst jedoch aggressiv und laut versetzen Sie den Hund wieder in Stress und eröffnen somit einen Teufelskreis.
Vermeiden Sie zu Beginn ausgedehnte Spaziergänge. Meist sind die Hunde aufgrund der Zwingerhaltung schlecht bemuskelt und bekommen so schnell Muskelkater. Jeder von uns weiß wie unangenehm das sein kann, also steigern Sie stetig die Ausdauer. Schon bald entwickelt Ihr Hund genügend Muskulatur und verfügt über genügend Kondition, um auch richtige Wanderungen mit Ihnen zu genießen.
Bitte kontrollieren Sie Ihr neues Familienmitglied am ganzen Körper nach Auffälligkeiten und Ungeziefer. Zusätzlich sollten Sie die Ausscheidungen beobachten und auf Besonderheiten wie Geruch, Farbe, Konsistenz und Fremdkörper achten, da diese schnell Aufschluss über Erkrankungen geben können.
Die Hunde bekommen im Ausland meistens nur preiswertes Futter oder Küchenabfälle. Bitte stellen Sie die Ernährung schrittweise um, da Magen und Darm unser hochwertiges Futter nicht auf Anhieb verdauen können und so Durchfall und Magenkrämpfe begünstigt werden. Leichte Kost wie gekochtes Huhn und Möhren helfen bei der Umstellung. Reis ist nicht zu empfehlen, da dieser zusätzlich den Körper entwässert! Teilweise ist die anfängliche Futteraufnahme als auch -verwertung durch Stress oder durch Unbekanntheit des Futters gestört. Wenn Ihr Hund vorher in einer Pflegestelle untergebracht war, oder sich auf unserer Auffangstation in Ungarn befand, sollten Sie vorerst das Futter weiter geben, welches er dort gefressen hat. Nach und nach können Sie den Hund dann auf die Ernährung umstellen, die Ihnen zusagt. In Füle erhalten die Schützlinge Trockenfutter von Happy Dog sowie Royal Canin, zusätzlich gibt es auch immer wieder Abgekochtes für die Vierbeiner.
Das neue Familienmitglied muss nun erst mal eine Bindung zu Ihnen aufbauen. Leinen Sie ihn daher anfangs auf ungesichertem Terrain nicht ab und führen ihn an der Schleppleine!
Fellpflege mit einer weichen Noppenbürste aus Gummi (z.B. Zoom Groom von Kong) fördert die Bindung. Nutzen Sie hierfür entspannte Situationen, die Fellpflege ist so stressfrei und der Hund erhält eine sanfte Massage.
Bitte stellen Sie ihn innerhalb der ersten Woche dem Tierarzt vor.
Lassen Sie den Impfpass kontrollieren sowie den Allgemeinzustand überprüfen. Kommt Ihr Schützling aus dem Ausland, so ist immer die Fortführung der Grundimmunisierung im Blick zu behalten, da manche Tiere erst kurz vor der Ausreise einmalig geimpft werden konnten und somit noch nicht über einen endgültigen Impfschutz verfügen.
Neben dem Giardien-Test (bitte kein Schnelltest) und einem allgemeinen Gesundheits-Check sollte dem behandelnden Tierarzt das bereits erfolgte Labor vorgelegt werden. Der bereits in Ungarn erfolgte Mittelmeertest ist frühestens nach einem halben Jahr zu wiederholen.
Notwendige Behandlungen bitten wir, der Gesundheit Ihres Tieres zuliebe, umgehend durchzuführen.
Zusätzlich sollten Sie ihn entwurmen (falls nicht schon in der Pflegestelle geschehen). Hierfür empfiehlt sich Panacur, da dieses Mittel auch gegen Giardien wirkt. Bitte wiederholen Sie die Wurmkur nach 14 Tagen, um sicher alle Stadien der Würmer zu vernichten. Je nach dem welche weiteren Tiere und Familienmitglieder sich in Ihrem Haushalt befinden, kann es Sinn machen, zeitgleich alle bei Ihnen lebenden Hunde zu behandeln, um möglichen Reinfektionen vorzubeugen. Der Verein sowie Ihr behandelnder Tierarzt werden Ihnen gerne beratend zur Seite stehen.
Ihr Team von Vizsla in Not e.V.